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Veröffentlicht am
6.6.2025

Basel 3 – was das für neue Hypotheken bedeutet

Seit dem 1. Januar 2025 gelten in der Schweiz die finalen Basel-III-Richtlinien. Diese bringen bedeutende Änderungen bei der Vergabe von Hypotheken mit sich – sowohl für Banken als auch für Kreditnehmer. Besonders betroffen sind Eigenheimbesitzer, Interessenten für Renditeobjekte sowie Unternehmer mit Gewerbeimmobilien. Die neue Regulierung verfolgt das Ziel, das Bankensystem stabiler zu machen, bringt aber auch verschärfte Auflagen mit sich.

Die Schweiz als Mitgliedsstaat der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist zur Umsetzung der Basel-III-Regeln verpflichtet. Im Hypothekarmarkt zeigt sich dies durch angepasste Risikogewichte, strengere Anforderungen an Bonität und Eigenkapital und neue Kriterien bei der Wertermittlung von Liegenschaften.

Was ist Basel 3? Eine einfache Erklärung

Basel III ist ein internationaler Regulierungsstandard des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht. Die Vorgaben entstanden als Reaktion auf die globale Finanzkrise 2007/2008 und zielen darauf ab, das Bankensystem widerstandsfähiger zu machen. Die neuen Regeln ersetzen und erweitern die vorherigen Standards Basel I und Basel II.

Basel 3 verfolgt mehrere Ziele: höhere Kapitalpuffer für Banken, strengere Liquiditätsanforderungen und eine robustere Risikoabwägung bei der Kreditvergabe. Die Neuerungen sollen das Risiko von Bankenpleiten senken und das Vertrauen in das Finanzsystem stärken.

Konkret bedeutet das:

  • Höhere Anforderungen an hartes Kernkapital (CET1)
  • Einheitliche Verschuldungsgrenzen für Banken
  • Neue Liquiditätskennziffern wie LCR (Liquidity Coverage Ratio)
  • Veränderte Risikogewichtung für Immobilienkredite
  • Verstärkte Kontrolle und Datentransparenz bei Hypotheken
Basel 3 als Grafik

Warum Basel 3 Hypotheken betrifft

Mit Basel 3 müssen Banken für jede vergebene Hypothek mehr Eigenkapital vorhalten – insbesondere bei riskanter eingestuften Krediten. Das betrifft vor allem höher belehnte Renditeobjekte. Die Folge: Hypotheken mit hohem Fremdkapitalanteil werden teurer oder gar abgelehnt.

Das sogenannte Niederstwertprinzip wird stärker angewendet. Banken dürfen Immobilien nur noch mit dem niedrigeren Wert aus Markt- und Belehnungswert ansetzen. Dies erschwert besonders bei Bauland und Neubauprojekten die Finanzierung, da oft konservativere Werte zur Anwendung kommen.

Die Risikobewertung erfolgt differenzierter. Banken bewerten nicht nur die Immobilie, sondern auch das individuelle Kreditrisiko des Hypothekarnehmers. Je nach Bonität können sich die Zinsen und Konditionen deutlich unterscheiden. Der Fokus liegt auf nachhaltiger Tragbarkeit und langfristiger Stabilität des Kredits.

Auswirkungen für Eigenheimbesitzer

Eigenheimbesitzer müssen auch unter Basel 3 eine solide finanzielle Basis vorweisen. Trotz gesenkter Risikogewichte für selbstgenutzte Immobilien legen Banken weiterhin Wert auf eine realistische Tragbarkeit. Das heisst: maximal ein Drittel des Bruttoeinkommens darf für die Hypothek aufgewendet werden, inklusive kalkulatorischer Zinsen von rund 5 %.

Beispiel: Eine Familie möchte ein Einfamilienhaus im Wert von CHF 1.000.000 kaufen. Bei einer Belehnung von 80 % müssen sie CHF 200.000 an Eigenmitteln mitbringen. Durch Basel 3 profitieren sie von tieferen Risikogewichten, was den Kredit attraktiver macht – vorausgesetzt, ihre Bonität wird als erstklassig bewertet.

Tipps für angehende Eigenheimbesitzer

  • Frühzeitig Eigenmittel ansparen (mind. 20 %, davon 10 % nicht aus der 2. Säule)Säule 3a, Säule 3b, Cash, Erbvorbezug, Schenkung und zinslose Darlehen und nicht rückzahlbar möglich. Bei Bauten gewisser Anteil Eigenleistungen möglich. Bauland kann auch angerechnet werden.
  • Tragbarkeitsrechner verwenden und konservativ planen
  • Finanzberatung durch unabhängige Hypothekarspezialisten einholen

Was bedeuten die Basel 3 Hypothekenregeln für Renditeobjekte?

Für Renditeobjekte gelten striktere Vorgaben: Ab einer Belehnung von mehr als 60 % steigen die Risikogewichte signifikant. Das heisst, Banken müssen mehr Eigenkapital hinterlegen und geben diese Kosten in Form höherer Zinsen weiter. Die Wirtschaftlichkeit der Immobilie wird zur zentralen Grösse.

Vor allem Investoren im Segment Mehrfamilienhäuser spüren die Auswirkungen. Wer Projekte mit mehr als 60 % Fremdkapital finanzieren möchte, wird entweder mit Zinsaufschlägen oder Ablehnung konfrontiert. Gleichzeitig gelten strengere Vorgaben an Leerstandsrisiko und Nachhaltigkeit des Cashflows.

Beispiel: Ein Investor plant den Kauf eines Mehrfamilienhauses für CHF 2.000.000. Die geplante Belehnung liegt bei 70 %. Durch die gestiegenen Risikogewichte ergibt sich ein Zinsaufschlag von 0,5 % gegenüber einem Kredit mit 60 % Belehnung. Die Differenz kann über 10 Jahre mehrere zehntausend Franken ausmachen.

Gewerbeimmobilien unter Basel 3

Auch Gewerbeimmobilien unterliegen einer strengeren Risikobewertung. Faktoren wie Konjunkturanfälligkeit, Standortattraktivität und Mieterausfallrisiko werden in die Risikogewichtung einbezogen. Banken kalkulieren entsprechend höhere Eigenkapitalquoten ein.

Unternehmen sollten alternative Finanzierungswege prüfen, z. B. Leasingmodelle, Mezzanine-Kapital oder Kooperationen mit institutionellen Investoren. Eine detaillierte Investitionsplanung und transparente Kommunikation mit der finanzierenden Bank sind essenziell.

Langfristig können Unternehmen durch strategische Immobilieninvestitionen stabile Werte schaffen. Basel 3 fördert nachhaltige und wirtschaftlich tragfähige Projekte. Wer professionell plant, kann auch künftig zu fairen Konditionen finanzieren.

Häufige Fehler bei der Hypothekenbeantragung unter Basel 3

  • Unterschätzung der Nebenkosten (z. B. Notarkosten, Handänderungssteuer, Umzugskosten)Mindestens CHF 30’000.00 dafür reservieren.
  • Zu geringe Eigenmittel (mind. 20 %, davon 10 % aus Eigenkapital)
  • Unrealistische Annahmen zur Tragbarkeit (z. B. zu optimistische Zinssätze)

So bereiten Sie sich optimal auf Basel 3 Hypotheken vor

  • Erstellen Sie eine konservative Haushaltsrechnung
  • Rechnen Sie mit 5 % Zins, 1 % Amortisation, 1 % Unterhalt jährlich (0.7 % Unterhalt bei Neuen Bauten)
  • Holen Sie unabhängige Finanzberatung ein
  • Planen Sie über die gesamte Laufzeit Ihrer Hypothek hinweg

Basel 3 als Chance verstehen

Die strengeren Regeln bringen auch Vorteile: Hypothekarnehmer wissen genau, woran sie sind. Das schafft Klarheit und minimiert langfristige Risiken für alle Beteiligten.

Wer die Basel-3-Vorgaben erfüllt, geht meist weniger finanzielle Risiken ein. Das schützt vor Überverschuldung und sorgt für tragfähige Finanzierungen, auch in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Statt als Hürde sollten die Regelungen als Qualitätssiegel betrachtet werden: Wer unter Basel 3 einen Kredit erhält, hat seine finanzielle Situation im Griff – ein starkes Signal für zukünftige Investitionen oder Verhandlungen mit anderen Finanzpartnern.

Fazit: Was Basel 3 für die Zukunft des Immobilienmarktes bedeutet

Basel 3 bringt umfassende Veränderungen für den Schweizer Hypothekarmarkt. Während Eigenheimbesitzer mit erstklassiger Bonität von stabileren Kreditbedingungen profitieren können, müssen Investoren und Unternehmer mit strengeren Auflagen und höheren Finanzierungskosten rechnen.

Langfristig wird sich der Markt stärker differenzieren: Qualitätsprojekte und bonitätsstarke Kreditnehmer erhalten weiterhin Zugang zu Hypotheken, während spekulative oder riskante Finanzierungen schwerer umzusetzen sind. Basel 3 könnte somit zu einem robusteren Immobilienmarkt beitragen – mit weniger Ausfallrisiken und mehr Stabilität für alle Beteiligten.

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